Hinweis
Werkstatt gesucht?
An dieser Stelle zeigen wir Ihnen in Zukunft die passende Werkstatt aus Ihrer unmittelbaren Umgebung an. Wir sind aktuell noch dabei, das Expert:innen-Netzwerk zusammenzustellen.
Was muss auf Winterreifen stehen?
11. September 2025Die wichtigsten Fragen & Antworten zu Winterreifen
Foto von manfredrichter auf Pixabay
Inhaltsverzeichnis
Sobald die Temperaturen sinken, wird das Thema Winterreifen aktuell. In Deutschland gilt die sogenannte situative Winterreifenpflicht: Wer bei Glätte, Schnee oder Eis unterwegs ist, muss geeignete Reifen montiert haben. Doch auch abseits der gesetzlichen Vorschriften gibt es viele Fragen: Wie lange darf man Winterreifen fahren? Welche Profiltiefe ist vorgeschrieben? Und was passiert eigentlich, wenn Winterreifen zu alt sind?
Was muss auf Winterreifen stehen?
Winterreifen sind speziell dafür entwickelt, auch bei niedrigen Temperaturen, Schnee, Eis und Matsch sicheren Halt zu bieten. Damit Autofahrer auf den ersten Blick erkennen können, ob ein Reifen tatsächlich wintertauglich ist, sind bestimmte Kennzeichnungen vorgeschrieben. Diese Markierungen finden sich direkt auf der Reifenflanke und liefern wertvolle Informationen.
M+S-Kennzeichnung
Lange Zeit galt die M+S-Kennzeichnung (für „Matsch und Schnee“) als ausreichendes Merkmal. Jeder Reifen mit dieser Aufschrift durfte offiziell als Winterreifen verkauft und genutzt werden. Allerdings war die Kennzeichnung nicht rechtlich geschützt – das bedeutet, dass auch Reifen ohne nachgewiesene Wintertauglichkeit damit versehen werden konnten. Um Missbrauch zu verhindern, gilt seit 2018 eine strengere Regelung: Neue Winterreifen müssen zusätzlich das Schneeflockensymbol tragen.
Schneeflockensymbol
Dieses Symbol wird als 3PMSF-Kennzeichnung (Three Peak Mountain Snowflake) bezeichnet. Es zeigt einen stilisierten Berg mit drei Gipfeln und eine Schneeflocke in der Mitte. Reifen, die dieses Symbol tragen, haben in genormten Tests bewiesen, dass sie auf Schnee bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Nur mit diesem Zeichen gelten Reifen rechtlich als vollwertige Winterreifen, die der Straßenverkehrsordnung entsprechen. M+S allein reicht für Neureifen nicht mehr aus.
DOT-Nummer
Neben diesen Symbolen ist auch die DOT-Nummer wichtig. Sie gibt Aufschluss über das Produktionsdatum des Reifens. Die vierstellige Zahl befindet sich am Ende der DOT-Markierung und zeigt Produktionswoche und -jahr an.
Ein Beispiel: „2319“ bedeutet, dass der Reifen in der 23. Kalenderwoche des Jahres 2019 hergestellt wurde. Das Alter der Reifen spielt eine entscheidende Rolle für die Sicherheit, denn auch bei ausreichender Profiltiefe verliert das Gummi mit den Jahren an Elastizität und Grip.
Wie erkenne ich, ob ich Winterreifen habe?
Winterreifen lassen sich leicht erkennen:
- Markierung: M+S und Schneeflockensymbol (3PMSF).
- Profil: Tiefer als bei Sommerreifen, mit vielen Lamellen für Grip auf Schnee.
- Gummimischung: Spürbar weicher als bei Sommerreifen, erkennbar am Fingernageltest. Dazu drückt man den Nagel leicht in die Lauffläche des Reifens. Lässt sich das Gummi spürbar eindrücken, handelt es sich meist um einen weicheren Winterreifen, während Sommerreifen deutlich härter sind.
Profiltiefe von Winterreifen
Wie viel mm hat ein neuer Winterreifen?
Ein neuer Winterreifen besitzt in der Regel eine Profiltiefe von 7 bis 9 Millimetern. Dieses tiefe Profil ist notwendig, damit Schnee, Schneematsch und Wasser zuverlässig aus der Aufstandsfläche verdrängt werden können. Die Lamellen im Profil greifen in die glatte oder verschneite Fahrbahn und sorgen so für den nötigen Grip. Gerade auf nassen oder matschigen Straßen ist das entscheidend, um Aquaplaning zu verhindern und kurze Bremswege zu gewährleisten.
Welche Mindestprofiltiefe ist bei Winterreifen vorgeschrieben?
In Deutschland schreibt der Gesetzgeber eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern für Winterreifen vor. Dieser Wert ist in der Straßenverkehrsordnung festgelegt und gilt grundsätzlich für alle Pkw-Reifen. Wird diese Grenze unterschritten, drohen Bußgelder und Punkte in Flensburg.
Allerdings ist diese Grenze in der Praxis eher ein theoretischer Wert. Denn Winterreifen leben von ihrer Fähigkeit, Schnee, Matsch und Wasser aus der Aufstandsfläche zu verdrängen und gleichzeitig Grip auf glatten Oberflächen zu bieten. Schon deutlich oberhalb der gesetzlichen Mindestgrenze verlieren sie spürbar an Leistungsfähigkeit.
Kann man Winterreifen mit 4 mm noch fahren?
Ja, rein rechtlich dürfen Winterreifen bis 1,6 mm Profiltiefe gefahren werden. Es wird jedoch empfohlen, Winterreifen bereits ab einer Restprofiltiefe von 4 Millimetern auszutauschen. Unterhalb dieser Grenze können die Profilrillen Schnee und Matsch nicht mehr richtig aufnehmen und ableiten. Der Reifen „schwimmt“ schneller auf, Bremswege verlängern sich und die Fahrstabilität nimmt spürbar ab.
Zusätzlich spielt auch die Temperatur eine Rolle: Bei Frost und Eis ist die volle Profiltiefe entscheidend, um genug Halt zu finden. Wer also mit abgefahrenen Winterreifen unterwegs ist, riskiert nicht nur längere Bremswege, sondern auch Kontrollverlust in Kurven.
Reifen mit 4 mm Restprofil können alternativ noch im Herbst oder Frühjahr genutzt werden, wenn keine starken Schneefälle zu erwarten sind.

Bis wann darf man mit Winterreifen fahren?
In Deutschland gibt es keine festen Daten, sondern die situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet: Bei Glätte, Schnee oder Eis müssen Winterreifen montiert sein, unabhängig vom Monat.
- Faustregel: Winterreifen von Oktober bis Ostern („O bis O“).
- Sommerbetrieb: Das Fahren mit Winterreifen im Sommer ist erlaubt, bringt aber Nachteile: längerer Bremsweg, höherer Rollwiderstand, erhöhter Verschleiß und mehr Kraftstoffverbrauch.
- Versicherung: Bei einem Unfall im Sommer mit Winterreifen kann dem Fahrer ein Mitverschulden angelastet werden. Das bedeutet, dass die Versicherung zwar zahlt, die Leistungssumme aber gekürzt werden kann.
Welche Temperatur schadet Winterreifen?
Winterreifen sind speziell für kalte Bedingungen entwickelt und ihre Gummimischung ist auf Temperaturen von etwa 7 Grad Celsius und darunter optimiert. In diesem Bereich bleiben sie elastisch, bieten hohen Grip und verkürzen Bremswege auf nasser, vereister oder verschneiter Fahrbahn.
Steigen die Temperaturen jedoch deutlich über diesen Wert, verändert sich das Verhalten der Reifen spürbar. Ab etwa 20 Grad wird das Gummi weicher, was zu einem erhöhten Abrieb führt und die Stabilität des Reifens mindert. Das Ergebnis sind längere Bremswege, ein schwammigeres Fahrverhalten in Kurven und ein insgesamt schnellerer Verschleiß.
Nicht nur beim Fahren, auch bei der Lagerung spielt die Temperatur eine entscheidende Rolle. Werden Winterreifen bei zu hohen Temperaturen gelagert – beispielsweise in direkter Sonneneinstrahlung oder in schlecht belüfteten Räumen, die sich über 30 Grad aufheizen können –, leidet die Gummimischung dauerhaft.
Warum benötigt man bei Winterreifen einen höheren Luftdruck?
Ein leicht erhöhter Luftdruck wird empfohlen, da kalte Temperaturen den Reifendruck automatisch sinken lassen.
- Richtwert: Etwa +0,2 bar mehr als der Hersteller vorgibt.
- Vorteile: Stabileres Fahrverhalten, weniger Rollwiderstand, geringerer Verschleiß.
Tipp: Die Richtwerte für den Reifenluftdruck sind zum Beispiel in der Bedienungsanleitung oder in der Innenseite des Tankverschlusses zu finden.
Bin ich im Sommer mit Winterreifen versichert?
Grundsätzlich ja – es gibt keine Pflicht, im Sommer Sommerreifen zu fahren.
Allerdings:
- Bei einem Unfall kann die Versicherung prüfen, ob die Wahl der Reifen zur Unfallursache beigetragen hat.
- Längere Bremswege und schlechteres Fahrverhalten können als Mitverschulden ausgelegt werden.
- Wirtschaftlich lohnt es sich nicht: Der Verschleiß ist deutlich höher, sodass Winterreifen schneller erneuert werden müssen.
Was passiert, wenn Winterreifen zu alt sind?
Winterreifen altern auch dann, wenn sie nur wenig gefahren wurden. Mit den Jahren verhärtet die Gummimischung, die Reifen verlieren ihre Elastizität und können sich nicht mehr optimal an die Fahrbahnoberfläche anpassen. Dadurch nimmt die Griffigkeit ab, Bremswege verlängern sich und das Risiko von Rutschern steigt – besonders auf nasser, vereister oder verschneiter Fahrbahn.
Hinzu kommt, dass das Material mit zunehmendem Alter spröde wird, sodass kleine Risse an den Seitenwänden oder in der Lauffläche entstehen können. Diese Schäden sind nicht nur optisch unschön, sondern können im Extremfall sogar zu einem Reifenplatzer führen.
Was ist nach dem Umrüsten auf Winterreifen zu beachten?
Nach dem Wechsel auf Winterreifen ist es wichtig, nicht einfach loszufahren und das Thema abzuhaken. Ein paar zusätzliche Kontrollen und Maßnahmen erhöhen die Sicherheit und sorgen dafür, dass die Reifen ihre volle Lebensdauer erreichen:
- Reifendruck prüfen und ggf. anpassen
- Radschrauben nach 50–100 km nachziehen
- Profiltiefe kontrollieren
- Sommerreifen kühl, trocken und dunkel einlagern
- Reifenposition markieren (z. B. VL = vorne links) für optimale Rotation beim nächsten Wechsel
Sicherheit durch das richtige Wissen rund um Winterreifen
Winterreifen sind weit mehr als nur eine gesetzliche Pflicht – sie sind ein entscheidender Baustein für Sicherheit, Fahrkomfort und Mobilität in der kalten Jahreszeit. Ob Profiltiefe, Alter, Luftdruck oder die richtige Lagerung: Wer diese Punkte im Blick behält, ist nicht nur regelkonform unterwegs, sondern verkürzt auch Bremswege und verbessert die Fahrzeugkontrolle auf glatten Straßen erheblich.
