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Falsch getankt – was tun? [Erste-Hilfe beim Tank-Fehltritt]

10. September 2025

Das richtige Handeln in den nächsten Minuten kann den Unterschied zwischen einer kleinen Panne und einem teuren Motorschaden bedeuten.

Älterer Mann wirkt erschrocken und hält sich an einem weißen Plakat vor gelbem Hintergrund fest Foto von krakenimages auf Unsplash

Es ist schneller passiert, als man denkt: Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, die Gewohnheit greift, und schon hält man die falsche Zapfpistole in der Hand. Benzin statt Diesel oder umgekehrt.

Kein Grund, sich jetzt Vorwürfe zu machen: Im stressigen Alltag läuft vieles auf Autopilot, und Fehler passieren. Wichtiger ist jetzt: Was tun Sie als Nächstes? Das richtige Handeln in den nächsten Minuten kann den Unterschied zwischen einer kleinen Panne und einem teuren Motorschaden bedeuten.

Falsch getankt: Die Folgen

Benziner mit Diesel getankt: Was sind die Folgen?

Wenn Sie versehentlich Diesel in einen Benzinmotor tanken, ist die Situation unangenehm, aber meist nicht sofort katastrophal. Das liegt am grundlegenden Unterschied, wie die beiden Motortypen funktionieren:

Benzinmotoren zünden den Kraftstoff mit Zündkerzen. Sie brauchen dazu ein leicht entflammbares Gemisch. Diesel ist allerdings schwerer entzündbar und hat eine höhere Viskosität.

Moderne Benzinmotoren mit Direkteinspritzung vertragen keinen reinen Diesel, aber kleine Mengen (bis ca. 10–15 % Diesel im Benzin) führen oft nur zu Startproblemen, Rauchentwicklung und Stottern/Ausgehen des Motors.

Bei größeren Mengen (ab 20–30 %) droht jedoch ein Motorschaden. Das größte Risiko besteht in Verunreinigungen des Kraftstoffsystems. Wenn der Motor länger läuft, kann der Diesel die Kraftstoffleitungen, Einspritzdüsen und den Katalysator verstopfen. Die Lambdasonde (der Abgassensor) wird durch die falsche Verbrennung beschädigt, und es kann zu Rußablagerungen im Motor kommen. Im schlimmsten Fall muss das gesamte Kraftstoffsystem gereinigt oder ausgetauscht werden.

Diesel-Zapfpistole an einer Tankstelle – Diesel tanken
Foto von Jennifer Latuperisa-Andresen auf Unsplash

Benzin beim Diesel getankt: Warum ist Benzin im Dieseltank besonders gefährlich?

Dieser Fehler ist deutlich kritischer als umgekehrt, besonders bei modernen Dieselmotoren. Schon 1–2 Liter Benzin in einem fast leeren Dieseltank können ausreichen, um die Hochdruckpumpe zu zerstören. Der Motor könnte zunächst noch laufen, aber bereits nach wenigen Kilometern komplett ausfallen.

Dieselkraftstoff wirkt im Motor als Schmiermittel für die Hochdruckpumpe, Einspritzdüsen und Kraftstoffleitungen. Benzin hat diese schmierende Wirkung nicht. Im Gegenteil: Es wirkt wie ein Lösungsmittel, greift Dichtungen an und spült den Schutzfilm weg. Das führt zu Metallabrieb, der das gesamte Einspritzsystem zerstört.

Dieselmotoren zünden den Kraftstoff durch Kompression (Selbstzündung), nicht durch Funken. Benzin hat eine völlig andere Zündwilligkeit – es verbrennt zu früh oder unkontrolliert, was zu extremem Motorklopfen („Nageln“) führt. Das kann Kolben, Pleuel oder sogar die Kurbelwelle irreparabel beschädigen.

Hand beim Tanken eines Autos an einer Zapfsäule
Foto von engin akyurt auf Unsplash

Die Unterschiede zwischen Benzin und Diesel

  • Zündverhalten: Benzin ist leicht entflammbar und wird im Motor durch einen Funken der Zündkerze gezündet (Fremdzündung). Diesel entzündet sich selbst unter hohem Druck und Temperatur (Selbstzündung). Deshalb brauchen Dieselmotoren keine Zündkerzen, sondern nur Glühkerzen für den Kaltstart.
  • Energie: Diesel hat eine höhere Energiedichte als Benzin, das heißt: Pro Liter verbrennt er effizienter und liefert mehr Leistung. Deshalb verbrauchen Dieselmotoren oft weniger Kraftstoff. Benzin verbrennt schneller und ist besser für hohe Drehzahlen geeignet.
  • Schmierfähigkeit: Diesel wirkt leicht schmierend, was wichtig für die Hochdruck-Einspritzpumpen (z. B. Common-Rail) ist. Benzin hat keine Schmierwirkung.
  • Abgase: Benziner stoßen mehr Kohlenmonoxid aus, aber weniger Feinstaub. Diesel erzeugt mehr Stickoxide und Rußpartikel, weshalb moderne Diesel oft einen Partikelfilter (DPF) brauchen.

Falsch getankt: Symptome, die Sie sofort erkennen

Achten Sie auf diese Warnsignale an Ihrem Benziner, die auf falschen Kraftstoff/Diesel im Tank hinweisen:

  • Motor bringt wenig Leistung, nimmt Gas nicht an, läuft unrund oder stottert
  • Fahrzeug springt nicht an bzw geht aus
  • Motor-Diagnoseleuchte ist an
  • Auspuff raucht

Ein Diesel-Fahrzeug meldet falsche Betankung wie folgt:

  • Lautes Klopfen/Nageln
  • Motor geht plötzlich aus oder springt nicht mehr an
  • Kontrollleuchten
  • Auspuff raucht

Falsch getankt – was tun? Die wichtigsten Sofortmaßnahmen

1 Motor nicht starten!

Das Wichtigste zuerst: Starten Sie NICHT den Motor, auch nicht, um das Fahrzeug “nur kurz” zu bewegen. Schieben Sie das Auto von der Zapfsäule weg (falls möglich), aber fahren Sie nicht, auch nicht „nur ein paar Meter“.

Läuft der Motor bereits, schalten Sie ihn sofort aus, wenn Sie den Fehler bemerken. Jede Sekunde, in der der falsche Sprit durch das System fließt, erhöht das Risiko für teure Schäden.

2 Tank sofort leeren lassen und Reinigung durchführen lassen

Rufen Sie einen Notdienst oder Abschleppdienst an, der den Tank vor Ort abpumpt. Viele Anbieter sind 24/7 erreichbar und kommen innerhalb von 30–60 Minuten. Sagen Sie am Telefon genau, welcher Kraftstoff falsch getankt wurde und wie viel. So kann der Dienstleister das richtige Equipment mitbringen.

Die Fachperson wird den Tank komplett entleeren, die Kraftstoffleitungen spülen und gegebenenfalls den Filter wechseln. Bei Diesel im Benziner reicht oft ein Entleeren und Durchspülen, während bei Benzin im Diesel zusätzliche Reinigungsschritte nötig sein können. Nur Abpumpen und neu betanken reicht nicht aus!

Viele Kfz-Werkstätten bieten einen Notdienst für Falschbetankung an.

Falsch getankt: Kosten im Überblick

Kosten für das Abpumpen des Tanks

Die Kosten liegen bei ca. 200 € fürs Abpumpen vor Ort. Wenn das nicht möglich ist, kommen 80–150 € fürs Abschleppen zur Werkstatt dazu. Ein überraschend großer Kostenfaktor ist das Entsorgen des Kraftstoffs: Das kann bereits um die 200 € bedeuten. Im Rahmen der ADAC-Pannenhilfe kann dieser Schritt kostenlos sein.

Am Wochenende und nachts sind die Kosten generell höher. Fragen Sie nach Festpreisen!

Reparaturkosten

Die Reparaturkosten hängen davon ab, wie schnell Sie handeln, ob Sie den Motor bereits gestartet haben, welches Fahrzeug betroffen ist und welche Schäden bereits entstanden sind.

Ein Wechsel des Kraftstofffilters ist meistens nötig und liegt bei 50–150 €. Wenn die Hochdruckpumpe beim Dieseltank gereinigt oder gewechselt werden muss, kommen 500–2000 € auf Sie zu. In weniger schweren Fällen sind eventuell eine Reinigung des Motors und der Kraftstoffleitungen mit dem Kostenpunkt von einigen Hundert Euro ausreichend. Ist der Motorschaden schwerwiegend, kann es von 5000 € bis zum Totalschaden kommen. In einigen Fällen wären die Reparaturen dann so teuer, dass ein neues Auto lohnender ist.

Lassen Sie sich vor Reparaturen immer einen Kostenvoranschlag geben.

Falsch getankt: Versicherung und Haftung

Wann übernimmt die Versicherung die Kosten?

In vielen Fällen zahlen Versicherungen den Schaden durch Falschbetankung nicht, da es sich um einen Schaden durch falsche Bedienung handelt. Diese sind oft in speziellen Klauseln von der Versicherung ausgeschlossen. Manche Versicherer bieten Sonderklauseln für Falschbetankung an.

Wenn Sie einen Kfz-Schutzbrief (z. B. vom ADAC oder als Zusatzbaustein Ihrer Versicherung) haben, übernimmt dieser oft die Kosten fürs Abpumpen (ca. 150–300 €). Reparaturen müssen Sie dennoch selbst zahlen.

Firmenwagen falsch getankt: Wer zahlt?

Beim versehentlichen falschen Betanken eines Firmenwagens ist es oft eine Entscheidung im Einzelfall, die sich danach richtet, wie sehr Ihre Handlung als fahrlässig bewertet wird. Bei kleinen Fehlern haftet der Arbeitnehmer oft nicht oder nur anteilig. Wenn Sie aber z. B. trotz klarer Beschriftung falsch getankt haben oder dann weitergefahren sind, kann es gut sein, dass Sie anteilig oder voll für die Kosten aufkommen müssen.

Melden Sie den Vorfall sofort Ihrem Arbeitgeber, bevor Sie Reparaturen in Auftrag geben. Dokumentieren Sie alles und hoffen Sie ggf. auf Kulanz.

Wer zahlt beim Mietwagen?

Beim Mietwagen sieht die Situation kritisch aus: Hier haften Sie meist komplett. Mietwagenversicherungen decken Falschbetankung nicht ab. Die Vermietung wird über die Werkstatt entscheiden und Ihnen die Reparatur in Rechnung stellen. Versuchen Sie hier, sofort den Schaden zu melden, zu kooperieren und anzuführen, dass Sie zum Beispiel sofort gehandelt und den Motor nicht gestartet haben.

Fazit & FAQs

Diesel im Benziner ist ärgerlich, aber normalerweise reparierbar, wenn Sie richtig handeln. Benzin im Diesel ist eine akute Gefahr für den Motor: Hier muss schnell gehandelt werden: Sofort Motor aus und so schnell wie möglich abpumpen lassen.

Was tun, wenn man falsch getankt hat?

Schalten Sie den Motor sofort aus und starten Sie ihn nicht wieder. Verschließen Sie den Tankdeckel, um auslaufenden Kraftstoff zu vermeiden, und rufen Sie eine Werkstatt oder den Pannendienst an. Falls möglich, schieben Sie das Auto von der Tankstelle weg, um andere Fahrzeuge nicht zu behindern.

Falsch getankt – wie lange kann ich noch fahren?

Gar nicht! Selbst eine kurze Fahrt kann teure Schäden verursachen. Lassen Sie das Auto lieber abschleppen bzw. zur Werkstatt transportieren.

Übernimmt die Versicherung die Kosten für den Schaden?

Das hängt von Ihrer Versicherung ab. Viele Versicherungen zahlen in diesem Fall in der Regel nicht, da es als Bedienungsfehler gilt. Fragen Sie bei Ihrer Versicherung nach, ob eine "falsche Betankung" im Vertrag enthalten ist.

Wie kann ich eine falsche Betankung vermeiden?

Achten Sie auf den Aufkleber an der Tankklappe (z. B. "Nur Diesel" oder "Nur Super"). Diesel-Zapfpistolen sind manchmal dicker und passen nicht in Benziner-Tanks. Nutzen Sie bei Dieselfahrzeugen ggf. einen Tanknippel-Adapter, der Benzinpistolen blockiert. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, vor dem Tanken kurz den Kraftstofftyp zu kontrollieren. Wir alle handeln im Alltag oft auf Autopilot!